2004-08-20: Louisiana Red & Wentus Blues Band

Fieberbrunn - Rosenegg, Tirol


Fieberbrunn ist auch eine weite Reise wert! Die Landschaft ist toll und einige der Leute dort sind auch leidenschaftliche Musik-Liebhaber, wie sie jedes Jahr unter Beweis stellen. 2004 war das vorletzte Jahr, in dem es im Rahmen des Bourbonstreetfestivals Fieberbrunn noch ein Freitags-Konzert im schönen Schlosshotel Rosenegg gab (seit 2006 wurde das Fest auf den Samstag reduziert!).

 

Dieses Schlosshotel Rosenegg hatte an diesem Abend auch einen besonderen Event zu bieten: die finnische Wentus Blues Band zusammen mit dem Bluesgiganten Louisiana Red. Allein die Wentus BB ist schon ihr Geld wert, Zusammenarbeiten mit Mick Taylor, Eddie Kirkland, den Thunderbirds und vielen anderen Blues-Größen beweisen das. Ihr Blues kommt gerade aus den Boxen heraus, schnörkellos und dynamisch.

 

Vorab noch eine andere Geschichte: wir hatten Red einige Tage vor dem Konzert geschrieben, ob wir ihn kurz treffen könnten und er war einverstanden. Wir kamen daher auch eine Stunde vor Konzertbeginn an und begaben uns auf die Suche nach Louisiana Red. Glücklicherweise sah ich Dora, Red's Frau, und sie nahm uns gleich mit zu ihm. Armer Red – er saß in der Gaststube des Hotels, in der so richtige Schlager-Volksmusik gespielt wurde und der bemitleidenswerte Red musste sich auch noch "Steirermen are very good, very good for Hollywood" anhören, als hätte er in seinem Leben noch nicht genug abbekommen. Den Kopf gesenkt, saß er da, ich bin natürlich nicht sicher, ob es wegen der "Musik" war, aber er sah aus, als ob er wirklich traurig wäre. Die Plauderei mit ihm und Dora war jedoch sehr angenehm und eine weitere schöne Erfahrung, obwohl er traurig und gebeugt aussah. Wer Red's Lebensgeschichte kennt, weiß Bescheid, wer sie nicht kennt: seine Mutter starb eine Woche nach seiner Geburt, sein Vater wurde 5 Jahre später vom Ku-Klux-Klan umgebracht und seine erste Frau starb an Krebs – zu viel Leid für ein Leben.

 

Zurück zum Konzert: die Wentus BB begann mit drei eigenen Songs, bevor Red auf die Bühne kam. In der ersten Sekunde, in der er seine Gitarre in die Hand bekam, ging ein Ruck durch seinen Körper und der müde herumsitzende Mann vor einer halben Stunde wirkte 40 Jahre jünger. "It's Alright" und "I'm Louisiana Red", beide jenseits von sechs Minuten, waren der Beginn für die Performance eines mehr als gut aufgelegten Louisiana Red. Er spielte Ende der 40er-Jahre ja in Muddy Waters' Blues Band und hatte sich an diesem Abend auch entschieden, einen von Muddy's bekanntesten Songs zu spielen, "Mannish Boy". Irgendwie denke ich, dass er sich in diesem Titel selbst wieder findet, so gesehen war die Wahl des Songs perfekt. LR lässt keine Zweifel daran, was er ist: nicht nur eine der Legenden des Blues, sondern er ist selbst eine Geschichte, die der Blues erzählt – siehe seine Lebensgeschichte. Es ist sicher, dass eine Band- oder Solo-Performance von Louisiana Red etwas in einem verändert – bei mir auf jeden Fall!

 

Songs an diesem Abend:  It's Alright,  I'm Louisiana Red, Mississippi Girl, Mannish Boy


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