2010-01-15: Big Joe Louis (P. Müller/D. Gugolz/G. Lülik)
Mank, Niederösterreich
Zu jung und zu alt – diese beiden Eindrücke hatte ich sofort, als ich Big Joe Louis persönlich traf bzw. in auf der Bühne sah. Er sieht jünger aus als er ist (näher bei 50 als bei 40), aber seine Stimme klingt eindeutig zu alt für einen britischen Musiker dieses Alters – sie würde besser zu einem schwarzen Sänger aus Mississippi oder Tennessee passen, und das ist als echtes Kompliment gemeint. Vom persönlichen Eindruck erinnerte er mich etwas an Spencer Davis, aber sein Blues ist authentisch genug für jeden Delta juke joint oder auch jeden Chicagoer Bluesclub. Vielleicht ist das der Grund, warum Joe auch schon mit einer so großen Bandbreite an Legenden gearbeitet hat, von der Delta-Blues-Ikone Honeyboy Edwards bis zum ja höchst anspruchsvollen Van Morrison.
Obwohl seine Band, The Blues Kings, schon seit rund 20 Jahren besteht, war es für Joe das erste Mal, in Österreich zu spielen! Dies tat er jedoch nicht mit den BK, sondern mit der besten Rhythm section, die Österreich in diesem Genre zu bieten hat: Dani Gugolz, der singende Klavier-Bassist aus Zürich/Wien und Peter Müller, gleichermaßen in Jazz und Blues auf höchstem Niveau. Dieses Powertrio wurde noch durch einen jungen, ebenfalls österreichischen, Mundharmonika-Spieler – Gerry Lülik – ergänzt, dessen musikalische Verehrung zu Little Walter Jacobs aus jedem einzelnen Ton klingt.
Insgesamt spielte die Band drei Konzerte in unserem Land, beispielsweise im Davis in Wien. Zusammen mit zwei Freunden, Didi und Werner, besuchten wir das Konzert in Mank, Niederösterreich. Die dortigen Veranstalter, Richie und Franz, „der Apotheker“, die auch dieses Konzert ermöglicht hatten, sind absolut nette und fähige Leute, von denen wir wirklich mehr in unserem Land gebrauchen könnten.
Zuallererst: die Band spielte 3 Sets, Spieldauer war annähernd 3 Stunden und jeder wollte mehr davon! Es war ein unglaubliches full-service für einen Bluesfan und auf höchstem Niveau. Der Spaß an der Sache war den Musikern richtig anzumerken, sie ließen den Blues laufen und rocken, swingen und auch manchmal explodieren, zogen urplötzlich das Tempo an und ließen ihn wieder fast in völlige Stille abgleiten. Es ist unvorstellbar, dass Dani, Gerry und Peter Joe erst am Vortag kennen gelernt hatten! Joe’s akkustischer Teil zu Beginn des zweiten Sets unterstrich eindeutig seine Ansprüche auf die erste Liga der britischen Bluesmusiker.
Auf jeden Fall werde ich irgendwie das Gefühl nicht los, dass Joe bald wieder zurück sein wird, vielleicht sogar beim Vienna Blues Spring 2011? Wir dürfen optimistisch sein!
Eine Vorstellung seiner letzten CD (Name zum aktuellen Zeitpunkt noch unbekannt) findet ihr unter „labels und artists“.
Songs an diesem Abend: Love My Baby Too Much, She Was All The World To Me, Mean Old Frisco, Catfish Blues, u.v.a.